Wedeltechniken

Zu einem gelungenen Saunabesuch gehört heutzutage auch eine gewisse Portion Entertainment. Der Saunagast möchte auf der Suche nach Erholung nicht nur in eine andere Welt eintauchen, sondern auch unterhalten werden. Dies geht einher mit steigendem Serviceanspruch an das Saunapersonal, sprich an die Saunameisterin und den Saunameister. Früher reichte es noch einen ansprechenden Duft auf dem Ofen verdampfen zu lassen und durch Wedeln oder Wacheln genannt, in der Saunakabine zu verteilen. Heute werden vom Personal oftmals schon spektakuläre Wedeltechniken verlangt. Die Aneignung dieser Techniken kann sich das Personal im Rahmen der alltäglichen Arbeit aneignen. In den meisten Fällen bedarf es jedoch mühseliger Übung in der Freizeit für die Aneignung extravaganter Techniken. Die Wedeltechniken erstrecken sich von der sogenannten Propeller-Technik über die Segel-Technik bis hin zur Affenschaukel und vielen mehr. Die Saunameisterin oder der Saunameister kreieren aber auch eigene Techniken und taufen diese entsprechend. Die Resonanz der Saunagäste ist die Bestätigung und die Entlohnung für das Personal. Viele Gäste messen jedoch die Qualität des Aufgusses nicht nur an der ausgefeilten Wedeltechnik, sondern auch an der aufgebrochenen Temperaturausgleichsschicht auf der Haut. Der Effekt ist, dass die Wärmeübertragung auf der Isolationsschicht der Hautoberfläche nicht mehr vermindert wird und das Hitzegefühl steigt. Viele Saunagäste sind nach wie vor der Meinung, mehr Hitze hilft mehr und bemessen somit die Qualität des Aufgusses daran.

Eine der Grundtechniken ist der sogenannte „Propeller“, bei dem unter kreisendenden Bewegungen das Handtuch unmittelbar unter der Saunakabinendecke bewegt wird. Dies bewirkt, dass die aufsteigende Hitze auch in die unteren Bereiche gelangt. Es ist jedoch bei der Ausübung Vorsicht geboten, da ein Verletzungsrisiko der Saunagäste in Abhängigkeit des Armumfanges, Bewegungsradius und der Handtuchgröße gegeben ist. Ebenfalls ist die Größe der Saunakabine sowie die Bemessung des Laufweges neben dem Aufgussofen zu beachten, ebenso die Position der Saunagäste gerade in der ersten unteren Sitzreihe. Die sogenannte Segeltechnik, auch verwandt mit der Variante der Affenschaukel, dient in erster Linie der aromatischen Verteilung des Duftes und zweitrangig der Steigerung des Hitzeempfindens. Ebenso wirken die sogenannten „Achten“, „Doppelachten“ oder „Kreise“. Die Künstler dieses Handwerks verstehen es sogar das entsprechende Handtuch, hier muss die Haptik, das Gewicht und die Größe stimmen, wie ein Pizzabäcker über oder neben der eigenen Person zu bewegen. Diese Technik dient eher Showzwecken. Eine leichte Schichtung der Luft in der Kabine kann auch durch einen Fächer erreicht werden. Im Bereich der Showaufgüsse werden wahre Choreografien einstudiert. Hier stimmt das Personal neben der Wedeltechnik und der Auswahl des Duftes auch die Musik, die Lichtstimmung, die Kostümierung, eine anschließende Handreichung, ggf. auch wechselnde Duftvarianten, Tanzeinlagen und Deko-Elemente aufeinander ab. Heutzutage gibt es sogar Videoleinwände in Eventsaunen, mit Hilfe derer bestimmte Themen noch eindrucksvoller umgesetzt und in Szene gesetzt werden können.

Autor Marco Hortz


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